Schadstoffe in Innenräumen

Den größten Teil des Lebens verbringen wir in Innenräumen. Durch die luftdichte Bauweise von neuen Gebäuden oder der Gebäudesanierung steigt das Risiko für Schimmelpilzwachstum sowie Schadstoffbelastung. Für Wohnräume gibt es keine festgelegten Grenzwerte, sodass Orientierungswerte des Fachverbandes für Innenraumschadstoffe AGÖF e.V. bzw. die Baubiologischen Richtwerte für den Schlafbereich aus dem Standard der baubiologischen Messtechnik SBM-2015 Anwendung finden.
Vorkommende Schadstoffe in Gebäuden:

 

VVOC
(Sehr flüchtige organische Verbindungen wie z.B. Methanol, Ethanol, Formaldehyd, Aceton, u.v.m.)

Vorkommen: z.B. Reinigungsmittel, Klebstoffe, u.v.m.

VOC
(Flüchtige organische Verbindungen wie z.B. Glykole, Alkohole, Isocyanate, Ether u.v.m.)

Vorkommen: z.B. Farben, Lacke, Kleber, Kunststoffe, Reinigungsmittel, u.v.m.

SVOC
(Schwer flüchtige organische Verbindungen wie z.B. Biozide, Lindan, Pentachlorphenol, u.v.m.)

Vorkommen: z.B. Holzschutzmittel, Schädlingsbekämpfung, Desinfektionsmittel, Dämmstoffe EPS/XPS u.v.m.

MVOC
(Mikrobiell organische Verbindungen – Ausgasungen von Pilzen und Bakterien (Chloranisole)


Partikel & Fasern
(Asbest, künstliche Mineralfaser (KMF), Staub, Feinstaub)

Vorkommen: z.B. Fassadenplatten, Eternitdach, Asbest-Fensterbänke, Asbest-Spachtelmasse, KMF-Dämmstoffe zur Trittschall-, Rohrleitungs-, Dach- oder Fassadendämmung, u.v.m.

Die Untersuchung kann je nach Schadstoff durch Raumluftmessungen, Hausstaubanalyse oder Materialproben erfolgen und richtet sich danach, ob ein konkreter Verdacht besteht oder mögliche Quellen noch unbekannt sind.

Schimmelpilze in Wohnräumen


Gesundheitsrisiko durch Schimmelpilze in Wohnräumen

Ein Schimmelpilzbefall in Wohnräumen kann gesundheitliche Beschwerden wie z.B.
Atemwegserkrankungen, Asthma, Allergien, Kopfschmerzen, Reizungen der Haut, Nase oder der Augen verursachen. Bei immungeschwächten Menschen ist eine systemische Pilzinfektion möglich.

Ob eine gesundheitliche Gefährdung vorliegt, ist von der Konzentration der Sporen sowie der Gattung abhängig.

Häufige Ursachen für den Befall von Schimmelpilzen sind:

  • unzureichende Wärmedämmung
  • Wärmebrücken
  • unzureichende oder unsachgemäße Beheizung
  • erhöhte Feuchteproduktion im Innenraum
  • unzureichendes oder unsachgemäßes Lüften
  • Feuchtepufferung der Baumaterialien
  • Feuchte in der Baukonstruktion durch Leckagen und aufsteigende Feuchte oder Baufeuchte (in Neubauten)
  • Feuchteschäden durch unsachgemäße energetische Modernisierung

Eine Analyse der Ursache für einen Schimmelpilzbefall ist für einen dauerhaften Erfolg ebenso wichtig, wie das fachgerechte beseitigen befallener Bereiche. Eine Sanierung muss stets fachgerecht erfolgen, um eine Verschleppung in nicht kontaminierte Bereiche zu verhindern.

 

Gesundheitsrisiko durch künstliche Mineralfaser

 

Gesundheitsrisiko durch künstliche Mineralfaser KMF

Künstliche Mineralfasern (KMF) bestehen meist aus Glas-, Stein- und Mineralwolle sowie Bindemitteln. Verbreitet Anwendung finden KMF-Dämmstoffe z.B. in der Wärmedämmung von Gebäuden oder Rohrleitungen sowie in der Schallisolation. KMF Fasern, die vor 1995 hergestellt wurde können krebserregend sein. Bereits 1972 wurde ein Gesundheitsrisiko durch KMF Fasern nachgewiesen. Künstliche Mineralfasern werden nach der Gefahrstoffverordnung über die sogenannte stoffliche Zusammensetzung in drei Gruppen, den Kanzerogenitätsindex* (KI-Index) eingestuft.

KI>40 nicht krebserzeugend
KI 30bis 40 möglich krebserzeugend -> K3
KI <30 krebserzeugend -> K2

Im Zeitraum von 1995 – 2000 in der die Industrie auf Mineralfaser die biolöslicher ist umgestellt wurde, blieb eine entsprechende Kennzeichnung aus sodass nicht unterschieden werden kann, ob von einer im Gebäude verwendeten Mineralwolle ein Gesundheitsrisiko ausgeht.

Je kleiner die Faser, umso höher ist die Gefahr, dass die KMF Fasern krebserregend sind. Seit Ende der 1990er- Jahre sind nur noch biolösliche KMF-Dämmstoffe im Handel erhältlich. Biolöslichkeit von KMF Fasern bedeutet, dass in einem vorgegebenen Zeitraum sich die Faser im Körper um ein bestimmtes Maß abgebaut haben muss.

Kann vor Beginn von Sanierungs- oder Abbrucharbeiten die Unbedenklichkeit nicht eindeutig bestimmt werden, so ist diese durch ein geeignetes Testverfahren nachzuweisen.

Die technischen Regeln für Gefahrstoffe (TGRS) beschreiben die Schutzmaßnahmen, die bei Abbruch, Sanierungs- und Instandhaltungsarbeiten mit alter Mineralwolle ergriffen werden müssen.
Zudem enthalten einige KMF-Dämmstoffe formaldehydhaltige Bindemittel. Aufgrund der Giftigkeit gelten für Formaldehyd besondere gesetzlich festgelegte Konzentrationen in Räumen. Weder Fasern von Mineraldämmstoffen noch Formaldehyd sollten in Innenräumen möglichst nicht vorhanden sein.

Gute Alternativen zu künstlichen Mineralfasern bieten z.B. Holzfaserdämmstoffe zur energetischen Sanierung von Gebäuden. Holzfaserdämmstoffe sind nachhaltig und weisen eine gute Ökobilanz auf.

(* Der Kanzerogenitätsindex KI, der sich aus der Differenz zwischen der Summe der Massengehalte (in %) der Oxide von Natrium, Kalium, Bor, Calcium, Magnesium, Barium und dem doppelten Massengehalt (in %) von Aluminiumoxid ergibt, ist bei künstlichen Mineralfasern mindestens 40. Quelle: BBSR-Bericht 1/2011)

Schadstoffe in OSB Verbund- und Spalplatten

 

Ist Formaldehyd in Wohnräumen gesundheitsschädlich?

Formaldehyd (Methanal), als wässrige Lösung Formalin genannt, ist ein farbloses Gas und kommt in einer ganzen Reihe von Materialien und Baustoffen wie z.B. in Farben, Lacken oder in Holzverbundwerkstoffen wie z.B. Spanplatten oder OSB-Platten vor. Formaldehyd kann als Teil der Bindemittel in Mineralfaser-Dämmstoffen enthalten sein. Auch in sogenannten knitterfreien Textilien kann Formaldehyd vorkommen. Die Freisetzung von Formaldehyd in Baustoffen wie Holzfaserverbundplatten oder Mineralfaserdämmstoffen erfolgt durch Ausdünsten über die gesamte Lebensdauer des Bauteils.

Formaldehyd wurde durch die IARC (Internationale Agentur für Krebsforschung) in Gruppe 1 als krebserregend eingestuft. Aufgrund der Giftigkeit gelten gesetzlich festgelegte Konzentrationen in Räumen. 2016 senke das Umweltbundesamt den Grenzwert von 120 µg/m3 auf 100 µg/m3. Die WHO sieht den geeigneten Vorsorgerichtwert bei 60 µg/m3. Die AGÖF (Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute e.V.) empfiehlt einen Orientierungswert von 30 μg/m3.

Gesundheitliche Symptome sind z.B. : Reizungen der Atemwege, Kopfschmerzen, Verringerung der Konzentrationsfähigkeit, Gedächtnisstörungen, Schlafstörungen, Mattigkeitsgefühl, Allergien oder Depressionen.

Als Vorsorgliche Untersuchung oder bei ersten Verdachtsfällen kann mit einem Formaldehyd-Test für Raumluft eine orientierende Messung durchgeführt werden, dieser ist Apotheken erhältlich. Der Test ersetzt jedoch keine fachgerechte Raumluftuntersuchung und liefert nur eine erste grobe Information. Fällt der Test positiv aus oder besteht ein Verdacht auf Formaldehyd sollte eine Raumluftanalyse vorgenommen werden.

 

Radongaskonzentrationen in Gebäuden

 

Radonkonzentrationen in Wohnräumen

Radon ist ein in der Natur vorkommendes radioaktives Edelgas im Boden, es ist unsichtbar, geruch- sowie geschmacklos. Je nach Bodenbeschaffenheit können die Radonkonzentrationen im Boden sehr unterschiedlich sein. Gemessen wird die Radon-Aktivitäts- konzentration in Becquerel (Bq). Radon gelangt durch Undichtigkeiten der an Erdreich angrenzenden Bauteile in Gebäude, wo es sich aufgrund des geringen Luftaustausches anreichern kann. Im Durchschnitt können ca. 1% der im Boden vorhandenen Radongaskonzentrationen in Gebäuden mit Undichtigkeiten nachgewiesen werden.

Nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz sind in Deutschland in etwa 5% aller Lungenkrebstodesfälle auf Radon zurück zu führen. Damit ist Radon nach Rauchen der zweitwichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs.

Radon selbst ist für die Lungenerkrankungen nicht ursächlich, sondern die durch den Zerfall entstehenden Folgeprodukte wie Polonium, Wismut und Blei. Diese haften sich in der Luft an Staubteilchen, werden eingeatmet und reichern sich im Lungengewebe an, wo sie weiter zerfallen. Es gibt keinen Schwellenwert, unterhalb dessen kein Risiko besteht. Der Refenrenzwert für Radon in Innenräumen liegt bei 300 Bq/m3. Laut WHO stellen bereits 100 Bq/m3 eine Gefahr für die Gesundheit dar.